Die Frühlingszeit neigt sich schon fast wieder dem Ende zu, die Sonne brennt mit jedem Tag heißer auf der Haut, die ersten Blumen lassen ihre Blüten nach getaner Arbeit zu Boden fallen.
Auf einem meiner Spaziergänge wurde ich an meine erste Kolumne erinnert, die ich letztes Jahr um diese Zeit zu Papier brachte und ich denke, sie ist es wert, auch dieses Jahr geteilt zu werden. Ich habe ihr damals den Titel "Was die Natur mich lehrt" gegeben und es geht um das Vergleichen, und wo die Natur wohl stände wenn sie es uns Menschen gleichtäte.
Während ich eines Tages spazierte und auf die ersten Blüten stieß fiel mir auf, wie viel leichter das Leben wäre ohne dieses tagtägliche Vergleichen. Der Frühling klopft, überall sieht man Blätter und Blumen sprießen, die sich gen Licht richten. Als ich auf meinem Spaziergang die Natur also beobachtete, fing ich an mich zu wundern. Blumen sind in keinster Weise verschüchtert von der Größe und Farbenpracht anderer Pflanzen. Ein Löwenzahn würde nicht darauf kommen, eventuell doch nicht weiter zu wachsen, weil der Kirschbaum neben ihm schon um Einiges größer ist, selbst wenn dieser ihn wortwörtlich in den Schatten stellt. Wieso scheint dies also der Fall für uns Menschen zu sein? Warum finde ich mich so oft zweifelnd, ob ich neben Person X überhaupt eine Chance habe mich zu verwirklichen? Bin ich denn wirklich bunt oder groß genug? Sich uns Menschen mal als eine Blumenwiese vorzustellen gibt mir Ruhe. Da gibt es Frühblüher, Gräser und Fruchtbäume und weil alles zu unterschiedlichen Zeiten blüht und wächst, ist so eine Wiese das ganze Jahr schön anzusehen.
Es muss nicht heute “funktionieren”, und es muss schon gar nicht so aussehen wie bei den anderen. Die Welt wirkt trist wenn sich alle nach dem Gleichen sehnen. Vergleiche vernichten die wunderschöne Vielfalt, die wir Menschen in uns tragen. Es scheint als versuche jeder, eine frühblühende Tulpe zu sein. Dies mag zu wunderschönen Tulpen Plantagen führen, jedoch wird vergessen, dass Tulpen auf einer wilden Blumenwiese besonders gedeihen..
Ein Kirschbaum braucht manchmal 5 Jahre, bevor er überhaupt irgendwelche Früchte trägt. Er muss wirklich vertrauen, dass Fortschritt sich ereignet. Würde ich mich also als Kirschbaum im ersten Jahr mit dem Löwenzahn vergleichen, so wäre ich traurig, weil ich mein Potential noch gar nicht kenne. Auf das eigene Wachstum konzentrieren, und Vertrauen entwickeln, in mich selbst. Wir können nicht wissen, wer wir sind und wo wir hin sollen, genau wie der Löwenzahn oder der Kirschbaum. Was wir tun können ist, Neues willkommen zu heißen und vor allem zu wissen, dass wir es noch nicht wissen können. Und Vertrauen, dass Fortschritt oft lange ungesehen bleibt, aber dennoch hinter den Kulissen ständig gearbeitet wird, solange die Pflanze Erde, Licht, Wasser und eine Prise Liebe bekommt. Das hilft es sich zu verinnerlichen. Nur Mut also, sollten die Zeiten gerade nicht einfach scheinen.
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Magdeburg, Germany